Mir der Eröffnung der Linie nach Waldshut wurde Turgi 1859 einer der ersten Bahnknotenpunkte der Schweiz. Hier zweigte die erste direkte Verbindung mit Deutschland vom Stammnetz der Nordostbahn ab. Entsprechend repräsentativ war das 1996 abgebrochene Aufnahmegebäude, das zwei Buffets für Umsteigende enthielt. Seine Insellage war bedingt durch die Streckenverzweigung. Nur ganz wenige Bahnhöfe der Schweiz wurden ähnlich angelegt, so zum Beispiel Olten.
Die Gliederung des Stationsgebäudes entspricht weitgehend jener des ein Jahr früher fertiggestellten Baus in Aarau. Architekt war Jakob Friedrich Wanner, der in den ersten zwanzig Jahren des Bahnbaus die meisten Stationsgebäude der Nordostbahn entwarf. Wanner erstellte nicht nur den Zürcher Hauptbahnhof, sondern auch die Stationsgebäude von Siggenthal, Döttingen und Koblenz.
Wegen seiner wichtigen Rolle als Drehscheibe im Verkehr mit Deutschland erhielt Turgi nicht nur Buffets, sondern auch eine imposante Geleiseanlage (zehn Geleise!). Für die Bedürfnisse der Gegenwart waren Aufnahmegebäude und übrige Installationen überdimensioniert. Die mechanischen Stellwerke von 1911 gehörten zu den ältesten Sicherheitseinrichtungen der SBB. Zur Bedienung waren während zwanzig Stunden pro Tag drei Beamte erforderlich. Das elektronische Stellwerk 1996 kann von Brugg aus fernbedient werden.
Der Inselbahnhof (1996 abgebrochen) mit der dahinter liegenden Metallwarenfabrik Straub-Egloff (1972 abgebrochen). Aufnahme um 1970.
1 | Aufnahmegebäude |
2 | Freigabewerk |
3 | Wärterstellwerke |
4 | nach Brugg |
5 | nach Koblenz und Waldshut |
6 | Metallwarenfabrik |
7 | Wohnhäuser der Metallwarenfabrik, genannt ‘Schwabenfalle‘ |
⃘ | Standort |
Aufnahmegebäude von 1859. Zwei Querflügel mit Satteldächern sind über Verbindungstrakte an den Mittelbau angeschlossen, im Parterre befanden sich die öffentlichen Funktionen, im ersten Stock drei Wohnungen. Aufnahme um 1940.
1856 | Bahnhofprovisorium zur Eröffnung der Strecke Baden – Brugg |
1859 | Inbetriebnahme der Strecke Turgi – Waldshut. Bau des Inselbahnhofs |
1875 | Mit der Eröffnung der Bözberglinie Brugg – Basel verlieren die Strecke Turgi – Waldshut und der Bahnhof Turgi ihre überregionale Bedeutung |
1906 – 1911 | Erweiterung und Modernisierung der Bahnhofanlagen. Bau zweier Stellwerkhäuschen in Sichtbackstein |
1925 | Elektrischer Betrieb Zürich – Olten |
1944 | Elektrischer Betrieb Turgi – Koblenz |
1993 – 1997 | Vollständiger Umbau des Bahnhofs. Abbruch des Inselbahnhofs von 1859. Bau eines eingeschossigen Bahnhofgebäudes und neuer Stellwerkanlagen |