Fabrikanlage und Kraftwerk Stroppel

Die Schotten zwirnen in Gebentorf

Die ältesten Gebäude der 1869 erstellten Zwirnerei sind äusserlich praktisch unverändert erhalten. Das Kraftwerk wurde 1908 zwar elektrifiziert, lässt aber die mechanische Kraftübertragung in der Fabrik noch erkennen. Mit seinen offenen Übertragungsgetrieben und den mechanischen Reglern ist es ein technik­geschichtliches Bijou. Die Fabrikanlage bildet ein komplettes Ensemble, zu dem Arbeiterhäuser, eine Direktorenvilla und ein Mädchenheim für italienische Arbeite­rinnen gehören.

Technikgeschichte des Kraftwerks

Nach einem Brand des früheren Riegelbaus in den vierziger Jahren wurde das Maschinenhaus als nüchterner Backsteinbau wieder aufgebaut. Sein technik-historischer Schatz liegt im Innern: Das Kraftwerk besitzt zwei Francis-Turbinen von 1908 (Rieter). Holzverzahnte Winkelgetriebe und eine Vorlegerwelle übertragen die Kraft offen zum horizontalachsigen Generator aus dem gleichen Jahr (Brown Boveri). Die beiden Turbinenlager arbeiten mechanisch-ölhydraulisch.

Verkehrsprobleme am Wasserschloss

Limmat und Aare beschnitten der Zwirnerei Stroppel im Westen und Süden das Einzugsgebiet für die Arbeitskräfte. Um trotzdem genügend Personal in den abgelegenen Stroppel zu locken, betrieb Escher-Hotz 1869 – 1872 eine Fähre und 1872 – 1881 einen Fussgängersteg über die Limmat. Coats beschritt nach der Übernahme der Fabrik einen anderen Weg. Sie versuchte, die Belegschaft möglichst bei der Fabrik anzusiedeln. 1907 erstellte sie ein Mädchenheim für italienische Arbeiterinnen, 1911 ein weiteres Kosthaus.

Fabrikanlage

Blick über den Oberwasserkanal. Aufnahme 1992. Von links: Kraftwerk, dreigeschossiges Zwirnereigebäude mit Wasser- und Liftturm, sowie übrige Produktionsgebäude. Rechts: Färberei mit Shed-Dach aus dem 20. Jahrhundert.

Plan

1 KraftwerkX
2 dreistöckige Zwirnerei
3 Spulerei
4 Winderei
5 Färberei
6 Wasseraufbereitung
7 Kesselhaus
8 Werkstatt / Magazin
9 Lager
10 Wohnhaus
11 Direktorenvilla
12 Arbeiterhäuser
13 Mädchenheim
14 Ältere Kleinvilla, seit 1885 zur Fabrik gehörend und von Werkmeistern bewohnt
15 Zufahrtsstrasse auf Damm
Standort

Kraftwerk Stroppel

Das Kraftwerk Stroppel ist ein technikgeschichtliches Bijou: rechts die offene Vorlegerwelle, links die beiden Turbinenregler, bei den Fenstern die Einlaufschützen der beiden Turbinenkammern.

Längsschnitt

Längsschnitt durch das Kraftwerk: Die beiden Francisturbinen treiben über Winkelgetriebe und Vorlegerwelle den Drehstrom-Synchrongenerator an. Rechts die dritte, bis 1996 leere Turbinenkammer.

Vignette

Vignette auf einem Streifband, das um die Fadenspulen gewickelt wurde, mit einer schematischen Darstellung der Fabrikationsgebäude, um 1950.

Meilensteine

1869 Bau einer Zwirnerei durch den Zürcher Nähfadenpionier Emil Escher-Hotz
1885 225 Beschäftigte
1906 Eschers Erben verkaufen an die schottische J. & P. Coats Limited
1907 – 1909
Coats gründet die Zwirnerei Stroppel AG, Umbau und Elektrifizierung von Fabrik und Kraftwerk. Bau eines Mädchenheims
1944 Neubau des Kraftwerksgebäudes nach Brand, einfacher Backsteinbau anstelle der früheren Riegelkonstruktion
1980er Jahre
Coats Stroppel AG stellt die Fabrikation ein und widmet sich ausschliesslich dem Handel mit Mercerieprodukten
1995 Übernahme des Kraftwerks un der historischen Fabrikanlage durch Proma Energie AG. Beginn der Umnutzung
1996 Einbau einer Kaplanturbine in die dritte, bisher leere Turbinenkammer des Kraftwerks