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Entlang der Limmat das Webereigebäude, dahinter mit Turm die Spinnerei. Gwagglibrugg und (rechts) ehemaliges Mühlegebäude. Fotosammlung Wettingen 19770414_01

Baumwollspinnerei und -weberei Wettingen

Von der Klostermühle zur heutigen Vielfalt

Die Baumwollspinnerei von 1858 sorgte als erste Industrie Wettingens für einen wirtschaftlichen Aufschwung. Johann Wild fand auf der Klosterhalbinsel geeignete Grundstücke und Gebäude, die zum aufgehobenen Kloster gehörten. Über den Kanal der ehemaligen Klostermühle und Sägerei liess er das Wasser zu Jonval-Turbinen führen, die mehrere Spinn- und Webmaschinen antrieben. 1865 verfügte der Betrieb bereits über 20000 Spindeln und 120 Webmaschinen. Für seine Mitarbeiter liess Wild 1863 ein Kosthaus in der Klosterrüti und anstelle der Fähre eine Brücke erstellen. Diese 1982 sanierte ‘Gwagglibrugg‘ gilt als eine der ältesten noch erhaltenen Drahtseilbrücken der Schweiz. Heute beherbergt das Areal verschiedenartigste Unternehmen.
Bemerkungen
Gegenüber der Tafel erweiterte Informationen.
Meilensteine

1857, Konzession zur Wassernutzung an Johann Wild, Sohn des Mitbegründers der Badener Spinnerei in der Aue
1858, Betriebsaufnahme in der sechsgeschossigen Spinnerei, Antrieb durch zwei Jonval-Turbinen (160 und 185 PS, Antrieb von 121 bzw. 145 Maschinen mittels Transmissionen); Erweiterung durch eine zweigeschossige Weberei
1863, Kosthaus in der Klosterrüti und Bau der ‘Gwagglibrugg‘
1865, Bau einer Weberei in der Damsau
1868, Bau einer zweiten Spinnerei in der Damsau (1876 abgebrannt)
1890, Tod des Gründers Johann Wild; Weiterführung durch die zwei Schwiegersöhne Henry Zweifel-Wild und Oskar Met-Wil
1901, Spinnerei wir mit Treppenhausturm ergänzt
1902, Ersatz der Jonval-Turbinen durch Francis-Turbinen
1911, Konkurs und Übernahme durch die Baumwollspinnerei und –Weberei Wettingen AG
1929, Übernahme durch den Zürcher Oberländer Industriellen Jakob Heusser-Staub; Verkauf von Land und Wasserrechten an die Stadt Zürich
1930 – 1933, Bau des Limmatwerks (EWZ), Abbruch des Fabrikkraftwerks, Auffüllung des Kanals
1971, Übernahme sämtlicher Gebäude durch die BSW Immobilien AG, einer Tochtergesellschaft der Hesta-Gruppe
1972, Schliessung der Spinnerei und Weberei; Umnutzung für Gewerbe und Ateliers

1 Spinnerei 2 Turbinen 3 Weberei 4 Gwagglibrugg
Luftaufnahme der Anlage 1923. Gut sichtbar ist die ehemalige Klostermühle, die nur noch durchflossen wird. ETH Bildarchhiv LBS_MH01-003616
Blick auf den Kanal und das zwischen den Gebäuden liegende Wasserkraftwerk, Aufnahme1930, drei Jahre vor der Auffüllung des Kanals.

Gesamtanlage und Wasserkraftnutzung

Der bereits bestehende Kanal des ehemaligen Klosters war sicher mit ein Grund für den Standort. Allerdings wurde die ehemalige Mühle nur noch durchflossen, die Wasserkraftnutzung erfolgte mit 2 separaten Turbinen, je eine für die Weberei und die Spinnerei. Um mehr Gefälle zu erhalten, wurde der Zulaufkanal bis auf die Höhe der Holzbrücke verlängert.

Die Gwagglibrugg 1978, kurz vor ihrer Verstärkung. Historisches Museum Baden Q.1.01.14867b (Ausschnitt)

Die "Gwagglibrugg"

Wichtig war die "Gwagglibrugg" vor allem wegen den Arbeiterinnen und Arbeitern aus den Gemeinden am Rohrdorferberg.
Da die alte ‘Gwagglibrugg‘ nicht mehr tragfähig war, beschlossen 1981 die Gemeinden Neuenhof und Wettingen, eine neue Tragkonstruktion über die alte zu stellen. Die Spannweite beträgt 45 Meter und die Stegbreite 2 Meter. Ihren Namen erhielt die Brücke, eine der ältesten Hängebrücken der Schweiz, wegen ihres nur wenig versteiften Steges, der unter bewegten Lasten stark schwankte. Über die technischen Details informieren Hinweistafeln längs der ‘Gwagglibrugg‘.

Arbeitsverhältnisse in der Textilindustrie

Im 19. Jahrhundert waren die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie miserabel, auch Kinderarbeit selbst für sehr Kleine war normal (s. z.B. Sauerländer, Dominik und Steigmeier, Andreas: Wohlhabenheit ist nur wenigen zuteil. Aus der Geschichte der Gemeinde Gebenstorf. Einwohnergemeinde Gebenstorf 1997). Obwohl die Textilarbeiter auch später durchschnittlich schlechter gestellt waren als Arbeiter in anderen Industriezweigen, kam ihre gewerkschaftliche Organisation erst spät. In Baden kam es 1908 zur Gründung einer Sektion des Schweizerischen Textilarbeiterverbandes, in Wettingen 1919. Im gleichen Jahre brachten gewerkschaftliche Forderungen als Teilerfolg eine Lohnerhöhung von wöchentlich Fr. 9.80. Wohl zu wenig, denn im Sommer 1920 streikte die Arbeiterschaft.

Heutige Nutzung

Nach der Schliessung der Spinnerei und Weberei 1972 entwickelte sich die Gebäudegruppe zum Zentrum für Kleingewerbe. Ausstrahlung erreichte vor allem die ‘Ateliergemeinschaft Spinnerei‘, welche ab 1974 in Teilen der Fabrikhallen künstlerisch tätig war. Mit der Zeit wurde die Nutzung immer vielfältiger, heute findet man Büros, Schulräume, ein Restaurant (Alpini) und eine Brauerei (Lägerebräu).