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Spinnerei Turgi 1899 vom rechten Limmatufer aus. Im Hintergrund links die Fabrik Straub-Egloff (Industriekulturpfad 300), das Schulhaus mit seinen Treppengiebeln und das sog. Hochhaus (Industriekulturpfad 340). Stadtarchiv Baden q.12.1.1779

Spinnerei und Kraftwerk Turgi

Die ersten Spinner

Die 1826 – 1836 erstellte Spinnerei Bebié ist die erste grosse Fabrik im östlichen, damals noch katholischen und vergleichsweise schwach industriealisierten Kantonsteil. In der Abgeschiedenheit der Limmatschlaufe erlaubten sich die ersten zwei, drei Fabrikantengenerationen ein so hartes Auftreten gegenüber ihren Beschäftigten, dass ihre Fabrik unter die in sozialer Hinsicht schlimmsten Betriebe im Kanton eingereiht wurde. Wegen eines Bruderstreits im Jahr 1843 war der riesige Fabrikkomplex bis zur Aufgabe des Spinnereibetriebs 1962 in zwei unabhängige Unternehmen geteilt.
Meilensteine

1816, Bau einer Spinnerei durch Heinrich Bebié und seine drei Söhne in Oberengstringen
1826, Konzession für zwei Wasserräder in Turgi für die Bebié-Söhne
1828, Betriebsaufnahme in der sechsstöckigen Spinnerei Turgi
1836, Verdoppelung des Baukörpers nach Westen, mit 34‘000 Spindeln grösste Spinnerei der Schweiz (bis 1858)
1843, Aufteilung unter die drei Brüder: Heinrich erhält den Westteil (Firma Bebié, später mit Betrieben in Rupperswil, Linthtal und Spanien), Rudolf den Ostteil (später Kappeler-Bebié), Kaspar die Spinnerei in Oberengstringen
1879, Brand der westlichen Fabrik. Wiederaufbau mit niedrigerem Dachstuhl und neuem Anbau
1885, Bebié beschäftigt 137, Kappeler-Bebié 159 Personen; zusammen bilden die beiden Spinnereien die drittgrösste Fabrik im Aargau
1930, Ringspindeln ersetzen Selfaktorspindeln
1962, Aufkauf der Firmen Bebié durch Brown Boveri. Liquidation der Spinnereien, ein Projekt für eine Wohnüberbauung auf dem Areal stösst auf den Widerstand der Gemeinde Turgi
1965, Baubeginn des BBC-Werks in Ennetturgi
1985-1986, Umbau der ehemaligen Spinnereien im Innern. Einrichtung von Büros und Fertigungshallen für die BBC-Informationstechnik, neue Kraftwerkanlage
2020, Die Limmatkraftwerke AG übernehmen die nur noch wenig genutzten Spinnereigebäude, auch im Hinblick auf eine Erweiterung der Kraftwerkanlage

Quellen

- Sauerländer, Dominik und Steigmeier, Andreas: Wohlhabenheit ist nur wenigen zuteil. Aus der Geschichte der Gemeinde Gebenstorf. Einwohnergemeinde Gebenstorf 1997

Ausschnitt aus der sog. Gygerkarte 1667. Anders als bei heutigen Karten blickt man nach Osten und nicht nach Norden. Die Flussschlaufe der Limmat bei der Ortsbezeichnung "Im Thurgj" ist mit Ausnahme eines einzigen Gebäudes leer.
Turgi auf Michaeliskarte um 1840. Das Gebiet in der Limmatschlaufe ist wenige Jahre nach dem Bau der Spinnerei stark bebaut.

Grossanlage in der Limmatschlaufe

folgt

Für einen besseren Zugang zur Fabrik von Norden her erstellten die Bebié 1845 eine gedeckte Holzbrücke anstelle einer Fähre. 1921 wurde die baufällige Brücke ersetzt. Die benachbarte Strassenbrücke entstand 1963.

Gefürchtete Fabrikanten

In Turgi fanden anfänglich viele arme Menschen aus abgelegenen Gebieten des Aargaus und Süddeutschlands Arbeit. Die Bebié und ihre Aufseher nahmen alle billigen Hände an und nutzten sie weidlich aus. Die Fabrikuhr stellten sie so, dass sie sechs Uhr zeigte, wenn es hell wurde. Dadurch sparten sie morgens die Fabrikbeleuchtung. Soziale Besserungen traten erst dank dem kantonalen Fabrikgesetz von 1862 ein. Ludwig Kappeler-Bebié hatte als Experte aber dafür gesorgt, dass es für die Fabrikanten moderat ausfiel.

Grundrissskizze der verschachtelten Kraftwerksanlagen, Stand 1968, Fliessrichtung von unten nach oben (!). Jede Unternehmung hatte eine Turbine, die beiden Generatoren-häuschen befanden sich auf der Insel (rechte Bildhälfte). Die ursprünglichen Wasserräder waren in den beiden Kammern links eingebaut.
Die Kraftwerkgebäude Bébié (vorne) und Kappeler-Bébié. Bildarchiv Regionalwerke Baden
Maschinensaal Kappeler-Bébié

Kraftwerke: Komplizierter geht es kaum

Die bis 1980 betriebene Kraftwerkanlage verdankte ihre Kompliziertheit der Aufteilung der Unternehmung im Jahr 1843. In den Jahre 1884-89 ersetzte beide Firmen die Wasserräder durch je eine Turbine. 1905 erstellte Kappeler-Bebié auf der Insel ein Maschinenhaus mit Generator und elektrifiziert die Spinnerei. 1909 folgte Bebié mit einem zweiten Maschinenhaus auf der Insel. Die Kraftübertragung von den Turbinen zu den Generatoren erfolgte mit Zahnrädern, langen Wellen und Antriebsriemen.
1986 wurde das heute existierende Kraftwerk mit S-Rohrturbine und knapp 1 MW Leistung durch BBC erstellt . 1993 verkaufte Nachfolgerin ABB das Kraftwerk an das Aargauische Elektrizitätswerk, 1995 wurde es durch die Limmatkraftwerke AG übernommen. Diese plant gegenwärtig einen Ausbau mit einer zweiten Maschinengruppe.