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Fabrik und Stroppel-Insel 1964. ETH-Bildarchiv Com_F64-02676

Fabrikanlage und Kraftwerk Stroppel

Die Schotten zwirnten in Untersiggenthal

Die ältesten Gebäude der 1869 erstellten Zwirnerei sind äusserlich praktisch unverändert erhalten. Zwischen 1906 und 1995 war die Anlage Eigentum der schottische J. & P. Coats. Heute ist das Eigentum gestreut, und das gut erhaltene Ensemble, zu dem u.a. Arbeiterhäuser, eine Direktorenvilla und ein Mädchenheim für italienische Arbeiterinnen gehörenten, wird sehr vielfältig genutzt Das Kraftwerk wurde 1908 elektrifiziert und liess lange Zeit die mechanische Kraftübertragung in der Fabrik noch erkennen. Mit seinen offenen Übertragungsgetrieben und den mechanischen Reglern war es ein technik­geschichtliches Bijou.
Meilensteine

1869, Bau einer Zwirnerei durch den Zürcher Nähfadenpionier Emil Escher-Hotz
1885, 225 Beschäftigte
1906 , Eschers Erben verkaufen an die schottische J. & P. Coats Limited
1907-1909, Coats gründet die Zwirnerei Stroppel AG, Umbau und Elektrifizierung von Fabrik und Kraftwerk. Bau eines Mädchenheims
1944, Neubau des Kraftwerksgebäudes nach Brand, einfacher Backsteinbau anstelle der früheren Riegelkonstruktion
1980er, Coats Stroppel AG stellt die Fabrikation ein und widmet sich ausschliesslich dem Handel mit Mercerieprodukten
1995 Übernahme des Kraftwerks und der historischen Fabrikanlage durch Proma Energie AG. Beginn der Umnutzung
1996, Einbau einer Kaplanturbine in die dritte, bisher leere Turbinenkammer des Kraftwerks
2011, Zwei neue Maschinengruppen durch Axpo Kleinwasserkraft AG

Quellen

Lang, Norbert und Steigmeier, Andreas: Fabrikanlage und Kraftwerk Stroppel. Industriekulturpfad Limmat-Wasserschloss, Dokumentation 2, Baden 1995

Vignette auf einem Streifband, das um die Fadenspulen gewickelt wurde, mit einer schematischen Darstellung der Fabrikationsgebäude, um 1950.
1 Kraftwerk 2 Dreistöckige Zwirnerei 3 Spulerei 4 Winderei 5 Färberei 6 Wasseraufbereitung 7 Kesselhaus 8 Werkstatt / Magazin 9 Lager 10 Wohnhaus 11 Direktorenvilla 12 Arbeiterhäuser 13 Mädchenheim 14 Ältere Kleinvilla, seit 1885 zur Fabrik gehörend und von Werkmeistern bewohnt 15 Zufahrtsstrasse auf Damm

Starker Faden aus Untersiggenthal

Der Zürcher Nähfadenpionier Emil Escher-Hotz liess von 1868 bis 1869 im Stroppel, an der Mündung der Limmat in die Aare, eine Baumwollfärberei-Zwirnerei erstellen. Die Zwirnmaschinen wurden mit mechanischer Wasserkraft der Limmat betrieben. Der Aufschwung der Maschinenstickerei liess den Bedarf nach Stickzwirn und Nähfaden stark wachsen. Der beim Spinnen entstehende einfache, nur leicht gedrehte Baumwollfaden eignet sich nur für die gewöhnliche Weberei. Für andere Zwecke ist er zu schwach. Beim Zwirnen werden mehrere Spinnfäden nochmals zusammengedreht, es entsteht ein wesentlich stärkerer Faden.
Eschers Erben verkauften Grundbesitz und Anlagen an die schottische, weltweit tätige Unternehmensgruppe J. & P. Coats Limited, die sogleich stark in die Anlagen investierte, u.a. in die Elektrifizierung des Kraftwerks,

Limmat und Aare beschnitten der Zwirnerei Stroppel im Westen und Süden das Einzugsgebiet für die Arbeitskräfte. Um trotzdem genügend Personal in den abgelegenen Stroppel zu locken, betrieb Escher-Hotz 1869 – 1872 eine Fähre und 1872 – 1881 einen Fussgängersteg über die Limmat. Coats beschritt nach der Übernahme der Fabrik einen anderen Weg. Sie versuchte, die Belegschaft möglichst bei der Fabrik anzusiedeln. 1907 erstellte sie ein Mädchenheim für italienische Arbeiterinnen, 1911 ein weiteres Kosthaus.

Der Oberwasserkanal mit Streichwehr. Konzessionsgemäss darf das KW Stroppel 7/12 des Limmatwassers nutzen.
Die beiden Turbinen von 1908 trieben über Holzzahnräder die Generatorwelle an. Bild 1992, ETH Bildarchiv SIK_01-037980
Längsschnitt durch das Kraftwerk: Die beiden Francisturbinen treiben über Winkelgetriebe und Vorlegerwelle den Drehstrom-Synchrongenerator an. Rechts die dritte, bis 1996 leere Turbinenkammer, links der Generator
Der von 1908 bis 2005 genutzte Generator
Regler der Maschinengruppe 1908
Maschinengruppe 2 heute. Winkelgetriebe, dahinter (rot) Generator.
Unterwasserseite Kraftwerk heute.

Kraftwerk

Ursprünglich wurden die Zwirnerei-Maschinen mit mechanischen Kraftübertragung betrieben. Coats baute 1908 eine neue Kraftwerksanlage mit zwei Francis-Turbinen von Rieter und einem Generatore von BBC.
Holzverzahnte Winkelgetriebe und eine Vorlegerwelle übertrugen die Kraft offen zu den horizontalachsigen Generatoren. Nachdem das Kraftwerk einige Jahre still gestanden hatte, wurde es 1995 von der Proma Energie gekauft, die 1997 in der dritten, bis dahin leeren Turbinenkammer eine Kaplan-Turbine einbaute. Nach einem weiteren Eigentümerwechsel gelangte das Kraftwerk 2011 an die Axpo Kleinwasserkraft AG. Diese ersetzte die 2 Francis-Turbinen von 1908 mit zwei neuen Maschinengruppen, ebenfalls mit Francis-Turbinen. Mit einer Maximalleistung von 900 kW produziert das Kraftwerk heute im Mittel jährlich 3,8 Millionen Kilowattstunden (GWh).