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Im Maschinensaal werden die gegerbten Leder fertig bearbeitet. Bild von 1945. StaB Q.12.1.963

Lederwarenfabrick Streule

Aus Haut wird Leder

Die seit 1841 hier existierende Gerberei erhielt 1860 ein Wasserrad. Dieses trieb rotierende Fässer an, womit die Gerbung stark beschleunigt wurde. Zur eigentlichen Lederwarenfabrik ausgebaut, ging der Betrieb im frühen 20. Jahrhundert von pflanzlichen Gerbstoffen (Lohe) auf chemische Prozesse über. Ein 1941 eingerichteter Dampfkessel, verbunden mit dem älteren Hochkamin, lieferte Prozessdampf. 1954 wurde der Betrieb eingestellt. Das Streuleareal erfuhr 1996 eine mustergültige Umnutzung.
Bemerkungen
Wegen der Sanierung Promenade momentan keine Tafel. Text wird noch ergänzt.
Meilensteine

1841, Bau eines Gerbereigebäudes an der Limmat, vorläufig noch kein mechanischer Antrieb
1860, Installation eines Wasserrades, das ein Walkefass, eine Lederklopfmaschine, einen Rindenschnetzler, eine Fräse und eine Lohmühle antreibt
1891, Die "Neue Gerberei", Kernbau der heutigen Anlage, entsteht. In den Jahren 1917, 1920, 1945 und 1951 wird sie nach beiden Seiten verlängert.
1894, Übernahme durch Fritz Streule und Umwandlung in eine Schäftefabrik
1914, Erneut als Gerberei eingerichtet, allmählich Ausbau zur Lederwarenfabrik
1920, Radrechtskonzession gelöscht, Bau Wasserwerkstatt
1941, Fabrikerweiterung mit Dampfkesselanlage, etwa 45 Arbeiter
1954, Einstellung des Betriebs. Kauf durch die Stadt Baden, Vermietung an Brown Boveri, die mit bis zu 300 Personen Schalterelemente herstellt
1994–1996, Umnutzung für Wohnateliers und Kleingewerbe
1996, Abbruch der "Alten Gerberei", Bau eines Wohngebäudes

Quellen

Meyer, Nina: Industriestandort Ennetbaden. In: Ennetbadener Post 4 / 2008
Steigmeier, Andreas: Gewerbe und Industrie an der Limmat. In: Ennetbaden. Dorf-Bäder-Städtische Siedlung. Ennetbaden 1994, S.80-91.
Zehnder, Patrick: Weiland in der Limmataue: Ennetbadens verschwundene Industrie. In: Badener Neujahrsblätter 2019
Zimmermann-Diebold, Karl: Die Nutzung der Wasserkraft der Limmat in Baden und Ennetbaden. In: Badener Neujahrsblätter 1991

Ein 1896 verwendeter Briefkopf der Schäftefabrik. Sammlung Sepp Schmid
Gemälde signiert "Hans Brandstätter 1904"(Ausschnitt). Die "Alte Gerberei" rechts existiert nicht mehr, sie wurde durch ein Wohngebäude ersetzt. Die "Neue Gerberei" wurde in die heute noch bestehende Gebäudereihe integriert. Sammlung Sepp Schmid
Streuleareal 1918. Die "Neue Gerberei" wurde bereits erweitert, der Hochkamin gebaut. Das Terrain für den Bau der Wasserwerkstatt ist vorbereitet, das Wasserrad entfernt. StaB Q.12.1.1265
Die "Wasserwerkstatt" kurz vor Bauende im Jahr 1920. Bei der Umnutzung in den Jahre 1994-96 wurde sie entlang der Träger unterteilt. Die entstandenen Räume werden als Büro, Atelier etc. genutzt.

Ein Areal entwickelt sich

Von den Anfängen bis zum Vollausbau

1 Alte Gerberei 2 Neue Gerberei 3 ehemaliger Standort des Wasserrades 4 Lederwarenfabrik, in Etappen erweitert 5 sogenannte Wasserwerkstatt, ca. 1920 6 Hochkamin, vor 1918 7 Kohlesilo 8 Neubauten um 1945

Vollausbau um das Jahr 1945

Im Jahr 1945 erreichte die Anlage mit dem Bau des leicht abgedrehten Nordflügels ihre grösste Ausdehnung.

Ausgangsmaterial Rohfelle W.Nefflen 1945. StaB Q.01.2100
Wasserwerkstatt 1945 mit Tauchbecken und rotierenden Fässern. W.Nefflen StaB Q.12.1.965
Die Gerbefässer werden geleert W.Nefflen 1944. StaB 01.2119B

Leder: Zäh und flexibel

Über Jahrtausende hinweg war Leder, d.h. gegerbte Tierhäute, ein bei verschiedensten Anwendungen unersetzbares Material. Über den ganzen Zeitraum standen für den Gerbprozess nur Lohe, gerbstoffreiche Pflanzenbestandteile wie Eichen- oder Fichtenrinde, zur Verfügung. Zu deren Aufbereitung gehörten Geräte wie Rindenschnetzler und Lohmühlen zur Ausrüstung einer Gerberei.

In den Jahren 1944-45 schuf der Ennetbadener Fotograf Werner Nefflen eine bemerkenswerte Serie von etwa 40 Bildern "Arbeitsschritte des Lederhandwerks", heute im Stadtarchiv Baden (Suchbegriff "Streule").

Das Nutzungskonzept Limmatau 1990. StaB E.33.246
Ein als Büro genutzter Abschnitt der sog. Wasserwerkstadt heute. Privataufnahme

Gelungene Umnutzung

Nach dem Ende der Gerberei im Jahr 1954 wurde das Areal von der Stadt Baden gekauft und an BBC vermietet. Eine Studie 1994 zeigte den Weg zur heutigen, vielfältigen Nutzung: Die Wasserwerkstatt wird von der Stadt Baden direkt vermietet. Die alte Gerberei wurde im Baurecht an die Genossenschaft Wogeno abgegeben, die darauf ein neues Wohngebäude errichtete. Die Gebäudeteile beidseits der neuen Gerberei übernahm, ebenfalls im Baurecht, die Genossenschaft Limmatau.