Verkehrssanierungen und Schulhausplatz

010_001Die Badener Innenstadt mit den Barrieren an der Bruggerstrasse und am Schulhausplatz während der Bauarbeiten der «Kleinen Bahnverlegung». Das neue Bahntrassee ist auf der Luftaufnahme vom 16. März 1961 gut sichtbar (ETH Bildarchiv)

Ein Verkehrsknoten in stetem Wandel

Der Schulhausplatz gehört schweizweit zu den am stärksten frequentierten Kreuzungen. Die im Jahr 2018 abgeschlossene Umgestaltung des Platzes und seiner Zubringer ist der jüngste Schritt in einer langen Reihe von Massnahmen, um den regionalen Verkehrsfluss zu erleichtern.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts zwängte sich der Verkehr durch die Mittlere Gasse und das Mellingertor am Cordulaplatz. Mit der Öffnung der Weiten Gasse und dem Bahntunnel durch den Schlossberg ergaben sich erste Verbesserungen. Nach langen und heftigen Diskussionen wurde ab 1958 die „Kleine Bahnverlegung“ realisiert. Die Bahn verschwand über eine längere Strecke im Untergrund und der erweiterte Schlossberg¬tunnel dient seither dem Autoverkehr. Zwischen 2015 und 2018 wurde der Schulhausplatz neu gestaltet und es entstanden separate Busspuren vom Bahnhof in Richtung Mellingerstrasse und Hochbrücke.

Industrialisierung bringt Verkehr

Vor allem mit dem Erfolg der BBC wuchs die Bevölkerung der Region. In den 1930er-Jahren vergrösserte man den Torbogen des Stadtturms und schuf später die beiden seitlichen Fussgängerpassagen. Nach 1945 nahmen der Velo- und der motorisierte Verkehr weiter zu. Es bildeten sich lange Staus vor den beiden Bahnbarrieren und beim Stadtturm. Städtische und kantonale Behörden favorisierten eine kostengünstige Lösung mit einem Strassentunnel vom Gstühl in die Vorstadt. Diskutiert wurde allerdings auch eine „Grosse Bahnverlegung“ mit einem Bahnhof im Martinsberg.
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Verstopfte Weite Gasse um die Mittagszeit im Jahr 1960 mit vielen Velofahrenden und Bussen (Postkarte Privatbesitz)
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Mit dem Velo heim zum Mittagessen: BBC-Mitarbeiter vor der Bruggerstrasse-Barriere (ETH Bildarchiv)

Eine Idee setzt sich durch

Im Jahr 1953 beschloss eine von 1‘700 Stimmberechtigten besuchte Gemeindeversammlung gegen den Willen des Stadtrates die anschliessend realisierte Variante „Kleine Bahnverlegung“ mit einem neuen Tunnel vom Bahnhof bis zur Limmatbrücke nach Wettingen. BBC-Ingenieur Fritz Schmidlin hatte diese Lösung bereits bei einem Wettbewerb im Jahr 1929 vorgeschlagen. 1955 wurde ihm dafür das Badener Ehrenbürgerrecht verliehen. Am 1. Oktober 1961 fuhren die ersten Züge durch den neuen Bahntunnel. Das lange Warten vor den Barrieren gehört der Vergangenheit an.

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Alter Bahntunnel mit der Rückseite der abgerissenen Häuser am Cordulaplatz (Stadtarchiv Baden) Strassentunnel im Bau 1962. Der alte Bahntunnel ist noch sichtbar (Stadtarchiv Baden)

Ein Tunnel auch für die Velos

Für die grosszügige Strassenverbindung durch den Schlossberg im Bereich des alten Bahntunnels wurde eine Reihe mittelalterlicher Gebäude am Cordulaplatz geopfert. Auf dem Schulhausplatz entstanden für die Fussgänger vier Unterführungen unter den Hauptachsen. Die mehrere tausend Velofahrenden aus dem Industriegebiet in Richtung Wettingen erhielten eine direkte unterirdische Verbindung.
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Schulhausplatz 1965: Nahe der Altstadt, mit vier engen Fussgängerunterführungen (Stadtarchiv Baden)

Der heutige Platz entsteht

Der heutige Schulhausplatz wurde zwischen 2015 und 2018 erbaut. Er ist das Resultat einer fast 10-jährigen Diskussion über Mobilität in der Region, vor allem aber über diverse Arten von Kreiseln, Über- und Unterführungen und Lichtsignal¬anlagen. Die Ansprüche von Fussgängern, Velofahrenden, öffentlichem und privatem Verkehr unter räumlichen, städtebaulichen und finanziellen Randbedingungen unter einen Hut zu bringen, war eine grosse Herausforderung und erforderte Kompromisse. Die wohl deutlichsten Verbesserungen ergaben sich für den öffentlichen Verkehr mit eigenen Fahrspuren stadtauswärts. Die im Vergleich zu früher nur noch wenig benutzte Veloverbindung Richtung Wettingen wurde aufgehoben.

Chronologie

1846 Die Weite Gasse wird durch den Abriss des Franzosenhauses in Richtung Süden geöffnet
1847 Kurzer Bahntunnel durch den Schlossberg
1874 Das Mellingertor wird abgerissen
1888 12‘600 Personen leben in Baden und seinen 8 Nachbargemeinden
1929 Ideenwettbewerb zur Lösung der Badener Verkehrsprobleme
1952 Täglich durchqueren 16‘000 Velos den Stadtturm
1953 Gemeindeversammlung beschliesst die „Kleine Bahnverlegung“
1958 Beginn der Bauarbeiten zur Bahnverlegung
1961 Bahn im neuen Tunnel
1965 Einweihung von Schlossbergtunnel, Schulhausplatz und neue Strasse Richtung Neuenhof auf dem ehemaligen Bahntrassee
2005 Der Kanton legt mögliche Sanierungsvarianten für den Schulhausplatz vor
2010 72‘700 Personen leben in Baden und seinen 8 Nachbargemeinden. Rund 46‘000 Motorfahrzeuge, darunter 1‘500 Busse, überqueren den Schulhausplatz
2015 Baubeginn der Sanierung und Neugestaltung Schulhausplatz, Abschluss 2018