Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in der Schweiz rund 500 Bierbrauereien. Mit der Erfindung der Kühlmaschinen 1878 begann ein beispielloser Überlebenskampf, der für viele Brauereien zum Ruin führte. Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit gründete Johann Weber eine neue Firma in Baden. Elf Jahre später übernahm der Zürcher Bierbrauer und Hürlimann-Neffe Hans Müller das Unternehmen und baute die Firmengebäude im typischen Schlösschenstil aus. Florierte damals die BBC, so freuten sich die Brauer: Die benachbarte Maschinenindustrie bildete den Seismographen für die Wirtschaftslage der Firma Müller.
Bier ist ein Naturprodukt aus verschiedenen Rohstoffen wie Gerste, Hopfen und Wasser. Nur in gemälzter (eingeweichter, gekeimter, getrockneter) Form ist die in den Gerstenkörnern enthaltene Stärke wasserlöslich und zuckerbildend. Die weibliche Hopfenblüte (Dolde) verleiht dem Bier zusätzliches Aroma, Haltbarkeit und einen kräftigen Schaum, aber auch die typische Bitternis. Das Brauwasser stammt aus einheimischen Quellen von Münzlishausen oberhalb Baden. Hefe setzt den Gärprozess in Gang. Drei Phasen gehören zur Bierher¬stel-lung: Brauen, Gären, Lagern. Schliesslich entscheidet das Know-how der Braumeister über den unverwechselbaren Geschmack des Badener Biers. Müllerbräu ist eine regionale Marke geblieben. Das Verteilnetz reicht von Bülach bis ins Fricktal und ins Freiamt. Etwas zwei Drittel des Biers werden über Gastwirtschaften abgesetzt.
Der Braumeister hebt prüfend das Glas, und ein Spediteur notiert die Testergebnisse. Aufnahme von 1904.
1 | Dampfkesselhaus mit Kamin |
2 | Sudhaus |
3 | Maschinenhaus mit Kühlanlage |
4 | Gärkeller |
In den offenen Gärfässern wird der ‘klaren Würze‘ die Hefe beigemischt. Au der Oberfläche bildet sich eine braun-weisse Schaumdecke, die ‘Kräuse‘. In etwas sieben Tagen verwandelt sich die Würze in ‘Jungbier‘. Aufnahme von 1908.
1896 | Gründung durch Bierbrauer Johann Weber. Bau des Wohnhauses, des Eiskellers und eine Halle durch Baumeister Lous Mäder, Baden |
1897 | Übernahme des Betriebs durch Hans Müller-Hauser. Bau eines Dampf-kessel¬hauses mit Kamin, Lous Mäder, Baden |
1908 | Bau des Wagen- und Automobilschopfes sowie des Gärlagerkellers von Karl Köpf, Basel |
1912 | Neues Maschinenhaus mit Kühlanlage von J. Wenzl, Freiburg im Breisgau |
1933-34 | Silobau von J. Wenzl |
1961 | Umbau Sudhaus |
1971 | Flaschenabfüllhalle |
1972 | Bierausstoss auf Rekordmarke |
1977 | Beteiligung an Getränkehandelsfirma Erismann + Lüthy |
1987 | Aufbau eines Weinhandels |
1992 | Letztes Bierfuhrwerk mit Pferden |
1993 | Getränkemarkt ‘Harassino‘ |
1994 | Verkauf des eigenen Quellwassers ‘Sprudel‘ |
1996 | Beteiligung an Weinkellerei Haller |