Fabrikanlage und Kraftwerk Schiffmühle

Von der Chemiekeule zu Feinchemikalien

Am Ort einer alten Getreidemühle errichtete der Spinnereibesitzer Peter Zai-Kappeler 1890 ein Elektrizitätswerk und 1895 eine elektrochemische Fabrik. In mehreren Etappen wurden Kraftwerk und Fabrikanlage dem Wachstum des Unternehmens angepasst. Der konjunkturelle Höhepunkt der Firma um 1960 äusserte sich im Bau eines Kraftwerksgebäudes in moderner Architektur. 1973 übernahm die Chemische Fabrik Uetikon den Betrieb. Seit 1987 ist das Kraftwerk von der chemischen Fabrik unabhängig.

Produkte aus de Schiffmühle

Die elektrische Energie bot der chemischen Industrie neue Methoden (Elektrolyse). Daher entstanden in den 1890er Jahren viele elektrochemische Fabriken. Anfänglich stellt die Gesellschaft für elektrochemische Industrie Kalium- und Natriumchlorate für die Zündholz­fabrikation und für die Textilfärbung her, später Natronlauge, Chlorkalk, Javelwasser, Salzsäure, Weinsäure, Chloroform und anderes.

Heutige Nutzung

1987 gab die CU Chemie Uetikon AG die Chloralkalielektrolyse auf. Grund war die über den neuen gesetzlichen Grenzwerten liegende Quecksilberemission der Elektrolysezellen. Seither konzentriert sich die CU in ihrem Werk Turgi auf die Herstellung organischer Fein­che­mikalien. Das nicht mehr betriebsnotwendige Kraftwerk wurde 1987 vom Aargauischen Elektrizitätswerk von Gleichstrom auf Wechselstrom umgestellt.

Fabrikanlage

Die Elektrochemie Turgi im Jahr 1961. Am Fluss das alte und das neue Kraftwerk, daneben mit Satteldach die Mühle aus dem 17. Jahrhundert samt Bauernhof, dahinter die ältesten Produktionsgebäude. Rechts oben am Waldrand das 1910 im Heimatstil erbaute Haus des langjährigen Direktors und Besitzers Hans Landolt-Zai (1869 – 1951).

Gebäude-Übersicht

1 Mühle 8 Direktorenwohnhaus
2 ursprünglich zur Mühle gehö­render Bauernhof Krafterzeugungsanlagen
3 altes Turbinenhaus, heute La­ger Chemische Produktion (Stand 1996)
4 Kraftwerk, 1960 Übrige Fabrikgebäude (Stand 1996)
5 Bürogebäude, 1895
6 Labor
7 ehemaliges Elektrolyse-Ge­bäu­de, 1987 still gelegt

Zellensaal

Zellensaal der Chloralkalielektrolyse, Aufnahme von 1960. Die Elektrolyse ist ein typisches elektrochemisches Verfahren.

Transmission

Transmissionsbetriebene Weinsteinmühle, Aufnahme von 1964.

Meilensteine

16. Jh.
Einrichtung einer schwimmenden ‘Schiffsmühle, wohl im 17. Jh. Durch eine Mühle am Ufer ersetzt
1854 Kauf der Schiffsmühle durch Rudolf Bebié
1890
Elektrifizierung des Wasserwerks. Kraftübertragung zur Fabrik W. Egloff & Co. beim Bahnhof Turgi
1895 Gründung der ‘Gesellschaft für elektrochemische Industrie‘. Bau von Fabrikanlagen
1895 – 1897
Zwei Turbinen ersetzen das Wasserrad
1900 Erste Betriebserweiterung
1911 Erweiterung des Wasserwerks von zwei auf drei Maschinengruppen
1915 Während gesteigerter Kriegsproduktion Übernahme einer ehemaligen Kunst­seidefabrik bei Spreitenbach
1923 – 1924 Erneute Betriebserweiterungen
1933 Das Wasserwerk in Spreitenbach muss wegen des Stausees Wettingen stillgelegt werden: Fabrikerweiterungen in Turgi, neues Maschinenhaus mit vierter Turbine 50 Meter flussaufwärts: rund 70 Beschäftigte
1957 Umbenennung in ‘Elektrochemie Turgi‘
1960 Bau des heutigen Kraftwerks durch die Basler Architekten Suter & Suter, Montage der Maschinengruppen 1 und 3 beidseits der Turbine von 1933. Leistung rund 2.6 MW
1973 Übernahme durch die Chemische Fabrik Uetikon, heute CU Chemie Uetikon AG
1987 Verzicht auf das Elektrolyseverfahren und Verkauf des Kraftwerks an das Aargauische Elektrizitätswerk
1995 Übernahme des Kraftwerks durch die Limmatwerke AG