Die an diesem Standort seit 1862 betriebene Baumwollspinnerei gehörte 1873 bis 1899 zum Imperium der Firma Heinrich Kunz. 1900 wurde sie in eine Fabrik für Beleuchtungskörper umgewandelt. Als ‘BAG Bronzewarenfabrik‘ schuf sich das Unternehmen auch im Ausland einen Namen. Spezialitäten waren dekorative, heute vor allem technische Leuchten sowie Strassenbeleuchtungskörper. Das 1934 neu errichtete Kraftwerk versorgt die Fabrik und grösstenteils die Ortschaften Vogelsang und Turgi.
Zeigen die Produktekataloge der BAG in den ersten Jahrzehnten noch zahlreiche reich verzierte Leuchten für den Wohnbereich, spezialisierte sich das Unternehmen später in Richtung technische Beleuchtung. Da die Anforderungen an technische Leuchten wuchsen, nahm die BAG 1931 das erste lichttechnische Labor der schweizerischen privaten Wirtschaft in Betrieb. In der Nachkriegszeit profilierte sich die BAG zusätzlich als Lieferantin von Strassenbeleuchtungskörpern und Scheinwerfern.
Gemäss Konzession darf das Kraftwerk 5/12 des Limmatwassers verarbeiten (Kraftwerk Stroppel: 7/12). Das alte Kraftwerk befand sich an der Stirnseite der einstigen Spinnerei, um die Kraft auf mechanischem Weg möglichst direkt in die Fabriksäle zu übertragen. Das neue Maschinenhaus wurde 50 m kanalabwärts gebaut, der Unterwasserkanal verbreitert und vertieft. Zwei Kaplanturbinen (Charmilles) wurden mit je einem Dreiphasengenerator (BBC) gekoppelt. Die Maschinengruppen leisten je 370 kW.
Kunstschlosserei der ‘Leuchterfabrik Limmattal‘. Aufnahme um 1905.
1 | Hauptgebäude, 1861 |
2 | Standort des 1934 abgebrochenen ersten Kraftwerks |
3 | Kraftwerk 1933/34 |
4 | Shed-Hallen seit 1947 |
5 | Aluminiumveredelungswerk, 1974 |
6 | Kosthaus Limmattalstrasse, um 1865 – 1870 |
7 | Kosthaus Kindergartenstrasse, um 1865 – 1870 |
8 | Standort eines abgebrochenen Kosthauses |
9 | Fähre, 1917 |
⃘ | Standort |
Die BAG war während des ganzen 20. Jahrhunderts die grösste Arbeitgeberin der Standortgemeinde Gebenstorf und eine der grössten im Wasserschloss. Aufnahme aus den 1950er Jahren.
Zusammenfluss von Limmat und Aare mit der BAG in der Bildmitte. Aufnahme um 1920
Das 1947 abgebrannte Hauptgebäude entspricht im Grundriss heute noch dem 1861/62 erstellten ersten Spinnereigebäude.
Die Aufnahme von 1979 zeigt vor allem nördlich des Fabrikkanals grossflächige Ergänzungen der Fabrikanlagen.
Diese als ‘Turgi-Diffusoren‘ oder ‘BAG-Diffusoren‘ bekannt gewordenen halb-indirekten Leuchten waren ein wichtiges Produkt der Zwischenkriegszeit. Sie eigneten sich besonders für Geschäfts- und Warenhäuser.
1862 | Die Gebrüder Jakob und Heinrich Wanger aus Zürich eröffnen eine Spinnerei, die mit 20‘000 Spindeln zu den grossen der Schweiz zählt |
1873 | Die Firma Heinrich Kunz übernimmt die bankrotte Spinnerei und schwingt sich mit dieser und weiteren Übernahmen zum grössten Arbeitgeber der schweizerischen Industrie auf |
1885 | Mit 256 Beschäftigten fünftgrösste Fabrik im Aargau |
1899 | Verkauf der Fabrikanlage an W. Egloff & Co. |
1900 | Umnutzung der Spinnerei als ‘Leuchterfabrik Limmattal‘, Aufbau einer Giesserei |
1909 | Ausgliederung der Leuchtenfabrikation aus der W. Egloff & Co. in die neu gegründete Schweizerische Broncewarenfabrik (BAG) |
1918 | Aufbau einer Abteilung für Gussschilder |
1919 | Firmenänderung: ‘BAG Broncewarenfabrik AG, Turgi‘ |
1933 – 1934 |
Neubau des Kraftwerks |
1941 | Aufnahme der Fabrikation von Leuchten für Leuchtstoffröhren (heute Fluoreszenzlampen) |
1946 | Eloxalschilderabteilung verkauft und nach Mellingen verlegt (Firma Meierhofer) |
1947 | Brand des ehemaligen Spinnereigebäudes. Wiederaufbau etwas niedriger. Bau neuer Shed-Hallen nördlich des Fabrikkanals |
1957 | Übernahme des Stromverteilungsnetzes der Kappeler-Bebié durch BAG, die nun das ganze Dorf Turgi versorgt |
1964 | 622 Beschäftigte |
1974 | Bau eines automatisierten Aluminiumveredelungswerks |
1995 | Noch 300 Beschäftigte bei BAG |